Von Prof. Hermann Mucke, Astronomisches Büro, Wien
aus dem Sternenboten 4/2009
(mit kleinen Ergänzungen durch den Österr. Astroverein 2020)
Zur Vorstellung von der jeweiligen Lage der Tierkreiszone am Himmel verhilft zunächst der "schiefe" Erdglobus in der "waagrechten" Ebene seines Umlaufs um die Sonne (Ebene der Ekliptik)
Ekliptikscheibe: Aus der Erdumlaufbahn könnten wir die Sonne an täglich etwas anderer Stelle vor dem Sternenhintergrund stehen sehen, sie läuft im Tierkreis (Ekliptik): Schwarze Tierkreiszeichenanfänge mit Datum, Graden; Stundenmarken; Gestirnknöpfe.
Um 23,5° (66,5°) zur Erdachse geneigt, nimmt die Ekliptikscheibe an der Tagesdrehung teil. Hier ist das Gerät auf Stativ im Freiluftplanetarium (Sterngarten Georgenberg, Wien 23) zu sehen; die Erdachse steigt mit 48,2° nach N an.
Aufstellung: Der Drehpunkt der Ekliptikscheibe liegt in Höhe der Horizontbrüstung über der Mitte der "Himmelsmitte"-Scheibe. Richtung und Neigung der Drehachse: Die Mitte der Ekliptikscheibe und ihr Randpunkt 270° = 0° fluchten mit der Mitte der Wintersonnwendmarke am Südpfeiler des Sterngartens. Für dieses und die weiteren Bilder für Wien gilt: Jeder Randpunkt der Ekliptikscheibe beschreibt seine Tagesbahn bei der Drehung um die Polachse.
Die Ekliptikscheibe ist auf den wahren Mittag der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche eingestellt. Die Mitte der Scheibe und ihr Randpunkt 0° = 0° fluchten mit der Achse des Südpfeilers. Lange Striche innen und kurze ganz außen bezeichnen die gleichlangen (auf die Ekliptik umprojizierten) Stunden. Ihre Fluchtung mit der Südpfeilerachse gibt die Sternzeit und führt bei richtig gesetztem Sonnenknopf zur genäherten wahren Sonnenzeit.
Die Ekliptikscheibe zeigt den wahren Mittag der Sommersonnenwende, Randpunkt 90° = 0°, mit Sonnenkopf im Meridian, 6h Sternzeit und 12h wahre Sonnenzeit. Die Gestirnknöpfe werden in Klettenverbindung am Scheibenrand nach ihrer ekliptikalen Länge befestigt. Der Sonnenknopf im Horizont (Brüstung) gibt die Auf- bzw. Untergangsstellen und die genäherten wahren Sonnenzeiten an; die Tagesbahnen werden ersichtlich.
Die Ekliptikscheibe zeigt den wahren Mittag der Herbst-Tagund-nachtgleiche, Rand 180° = 0° , Sonnenknopf im Meridian, 12h Sternzeit, 12h wahre Sonnenzeit. Mit den Gestirnknöpfen für den Mond und einen Planeten oder ekliptiknahen Stern lassen sich deren Tagesbahnen sowie Auf- und Untergänge anzeigen - in horizontnaher Lage mit Sonnenknopf unter dem Horizont sogar Anfänge und Enden ihrer Sichtbarkeit.
Hier wird die Ekliptikscheibe in Achsenlage für Äquator und Nordpol gezeigt. Sie kann für alle nördlichen geografischen Breiten, besonders für den Polarkreis (in Sonderlage waagrecht) eingestellt werden; für südliche wird sie gewendet und die Achse um 180° im Meridian verdreht. Die Visur von der Scheibenmitte über den richtig am Scheibenrand gesetzten Gestirnknopf zu dem zugehörigen ekliptiknahen Gestirn zeigt quantitativ die Ekliptiklage mit Meridianschnitt, Auf- und Untergangspunkten - es ist die Lage der Raumzone des Planetensystems!
Herrn Dipl.Ing.Hans J.Katzgraber danke ich die Anregung zu diesem Gerät.-
Dazu Unterlagen zur freisichtigen Himmelskunde als Ergänzung:
- Regal, Dr.Wolfgang: Tierkreiskalender 2009. Sichtbarkeit und ekliptikaler Ort und Lauf von Sonne und hellen Planeten. Öst. Astronomischer Verein, Wien 2008. Örter für Ekliptikgerät!
- Pachner, Dipl.Ing.Norbert: Die Jahreszeitenbeginne auf der Erde, -2000 bis +4000. Ohne, aber bequem mit Taschenrechner zu ermitteln. In: Sternenbote 1/1999, p.2-13. Astron.Büro, Wien.
- Mucke, H.: Maß und Zahl am Sternenhimmel. In: Sternenbote 12/ 1994, p.134-143. Astronomisches Büro, Wien.
- Mucke, H.: Himmelskunde im Freiluftplanetarium Wien. Österr. Astronomischer Verein, Wien 2002, ISBN 3-9502574-0-9. € 10.-