Ab Mai steigt im Osten das Sternbild Herkules am abendlichen Frühlingshimmel stetig empor. Herkules ist das fünftgrößte Sternbilder am Himmel und auch wenn es keine besonders auffälligen Sterne besitzt, ist es dennoch ein lohnendes Ziel für Himmelsbeobachter und Astrofotografen.

Denn im Herkules befinden sich mit Messier 13 und Messier 92 zwei eindrucksvolle Kugelsternhaufen, die sich sowohl für visuelle Beobachtungen wie auch für Astrofotografie als besondere Schmankerl anbieten.

Aufnahmedaten: Christian Maurer, Wien, f/5 Newton Teleskop, Kamera ZWO ASI 2600MC, Belichtungszeit 116,5 Minuten (233 x 30 Sek) 

M13 befindet sich auf halber Strecke zwischen den Sternen Eta und Zeta Herculis. Der rund 12 Milliarden Jahre alte Kugelsternhaufen ist rund 25000 Lichtjahre entfernt, hat eine Ausdehnung von 145 Lichtjahren und besteht aus rund einer Million Sternen. Am Himmel hat der Kugelsternhaufen eine scheinbare Helligkeit von 5,7 Magnituden und ist somit unter dunklem Himmel und guten Bedingungen sogar mit freiem Auge beobachtbar. Seine wahre Pracht entfaltet M13 aber in Teleskopen ab einer Öffnung von 20cm (also 8"), wenn die Sterne zum Zentrum hin aufgelöst werden können. Wie Diamanten ausgebreitet auf schwarzem Samt erscheint der Sternhaufen dann dem faszinierten Beobachter.  

M13 besteht vorwiegend aus alten Sternen der Sternpopulation II, die eine geringe Metallizität aufweisen. Er beherbergt aber auch viele sogenannte Blue Stragglers - das sind junge und heiße Sterne, die durch Verschmelzung oder Massenübertragung in Doppelsternen entstanden sind. Diese kommen insbesondere auf fotografischen Aufnahmen zur Geltung. Daher ist M13 ein lohnendes Motiv für Astrofotografie

Astrofotografie-Tipps
Längere Belichtungszeiten zeigen bei M13 erstaunliche Strukturen, beeindruckende Farbunterschiede und den dichten Sternenkern. Idealerweise erfolgen die Aufnahmen unter dunklem Himmel. Aufgrund seiner Helligkeit ist der Kugelsternhaufen aber auch mitunter für den Stadt-Astrofotografen zugänglich. Für Aufnahmen eignen sich sowohl DSLR wie auch gekühlte monochrome oder Farbkameras. Empfehlenswert sind eher kurze Einzelbelichtungen (10 bis 30 Sekunden), damit die Sterne im Kern nicht gesättigt werden. Eine entsprechende Anzahl von Darks, Flats, und Bias sind obligatorisch. Bei der Bildbearbeitung sollte auf den Erhalt der Sternfarben geachtet werden, was wegen der hellen Sterne gar nicht so einfach ist.   

Weitere interessante Objekte im Sternbild Herkules

Im Sternbild findet sich auch der etwas kleinere und lichtschwächere (6,4 mag) Kugelsternhaufen M92, der nicht minder beeindruckend ist und ebenfalls ein lohnendes Fotomotiv darstellt. Zudem kommen auch Freunde von Doppelsternen auf ihre Kosten: Rasalgethi (α Her) ist ein schöner Doppelstern mit beeindruckendem Farbkontrast. Der Hauptstern (3,5 mag) schein orangerot, sein 4,8 Bogensekunden entfernter Begleitstern (5,5 mag) leuchtet grün. 

Bildquelle: Stellarium

 

Mythologischer Hintergrund 

Benannt ist das Sternbild nach dem griechischen Helden Herakles (lat. Hercules), der durch seine übermenschliche Stärke und seine zwölf Heldentaten berühmt wurde. Am Himmel kniet er kämpfend (allerdings kopfüber), in einer Hand die Keule gegen die Hydra (Wasserschlange) schwingend.   

Der mythologische Herakles hatte wahrlich kein einfaches Dasein. Aus einem Seitensprung des Göttervaters Zeus mit der sterblichen Königstochter Alkmene entsprossen, trachtete ihm die gedemütigte Göttermutter Hera nach dem Leben. So legte sie Schlangen in die Wiege des künftigen Helden, der diese mit seinen Babyhänden erwürgte. Jedoch war Herakles später nicht nur für seine Stärke berühmt, sondern auch für seine Intelligenz, Musikalität und sein übermäßiges Temperament. Dazu neigte er zum Wahnsinn, was offenbar der Anlass war, dass er seine Kinder und Frau Megara ermordete. Als Strafe dafür ordnete König Eurystheus ihm 12 eigentlich unlösbare Aufgaben auf, die Herakles allerdings alle mit Bravour meisterte. 

Letztendlich starb Herakles durch eine List des Kentauren Nessos, der Herakles' zweiter Frau Deinaneira nachstellte. Herakles verletzte den Kentauren Nessos mit einem vergifteten Pfeil. Im Sterben riet Nessos Deianeira, sein Blut aufzubewahren – angeblich ein Treuemittel für Herakles. Was sie nicht wusste: Das Blut war tödlich.
Jahre später, aus Angst Herakles könne untreu sein, bestrich Deianeira sein Gewand mit dem Blut. Das Ergebnis war fatal: Das Hemd brannte sich in seine Haut und quälte ihn unerträglich. Als Deianeira die Wahrheit erkannte, nahm sie sich das Leben. Herakles ließ sich schließlich selbst verbrennen – und erfüllte damit eine alte Prophezeiung: „Ein Toter wird dich töten.“
Nach seinem Tod erhob ihn die Göttin Athene in den Olymp, wodurch er Unsterblichkeit erlangte. (CM)

© Österreichischer Astronomischer Verein