Wie jedes Jahr erwarten wir auch 2025 Mitte August den Meteorstrom der Perseiden. Aber: Würde sich die Aktivitätsperiode dieses in unseren Breiten bekanntesten Meteorstroms nicht übermehr als einen Monat erstrecken, wäre 2025 nahezu ein "Totalausfall" - drei Tage nach Vollmond in Kombination mit einem voraussichtlich in die Abendstunden fallenden Maximum zählt wohl zu den ungünstigsten Voraussetzungen für eine eindrucksvolle Wiederkehr. Erfreulicherweise lassen sich bereits in den letzten Juli- und ersten August-Tagen immer wieder schöne Perseiden, mitunter auch Feuerkugeln, beobachten.
So pessimistisch beschreibt unser Meteorexperte Thomas Weiland die heurige Erscheinung des beliebten Meteorstroms. Doch was hat es überhaupt mit den Perseiden auf sich?
Die Perseiden
Mitte August kreuzt die Erde die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Der Staub dieses Kometen erzeugt den Meteorschauer der Perseiden, die so heissen, weil sie scheinbar aus dem Sternbild des Perseus auf uns zu rasen, wie folgende Grafik verdeutlicht:
Wie es zum Meteorstrom der Perseiden kommt. Die Sternbilder liegen weit, weit im Hintergrund.
Charakteristisch für die Perseiden ist, dass sie recht schnell unterwegs sind und auch durchaus sehr hell werden können, etwa wie Wega, der hellste Stern am Sommerhimmel.
Wie es zu einem Meteorstrom kommt
Das Weltall ist nicht "sauber", sondern reich an Staub, ganz besonders in einem Planetensystem. Eine der Quellen für den Staub sind Kometen, die aus Staub und Eis bestehen und bei jeder Annäherung an die Sonne einen Teil ihrer Materie verlieren. Dabei gelangen Staubteilchen in das Sonnensystem, die entlang der Bahn des Kometen die Sonne wie winzigste Planeten umkreisen.
Kreuzt die Erde die Bahn eines solchen Staubteilchen, dann dringt es mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre ein, wo es in ca. 100 km Höhe praktisch schlagartig verdampft. Hinter dem verdampften Teilchen bildet sich ein Kanal ionisierter Atmosphäre, der durch Rekombination leuchtet. Wir sprechen von einem Meteor oder einer Sternschnuppe.
Mehrmals im Jahr kreuzt die Erde die Bahn eines Kometen um die Sonne. Diese Bahnen enthalten besonders viel Staub, da Kometen bei jeder Annäherung an die Sonne viel Gas und Staub verlieren. Es kommt zu einem Meteorschauer oder Sternschnuppenschauer.
Dabei entsteht dabei der Eindruck, dass die Meteore alle aus einem bestimmten Sternbild kommen ("Radiant"), das dem Strom auch seinen Namen gibt. Natürlich liegt das Sternbild viel, viel weiter von uns entfernt als der Staub in der Kometenbahn. Erst die Perspektive erzeugt den Eindruck der aus einem bestimmten Sternbild strömenden, "fallenden Sterne".
Wie viele Sternschnuppen sind zu erwarten?
In den Medien wird leider oft nur die stündliche Zenitalrate (Zenithal Hourly Rate, ZHR) als die tatsächlich zu erwartende Anzahl an Meteoren (Sternschnuppen) pro Stunde angegeben. Das ist aber ein gravierender Fehler, denn wie viele Meteore wirklich zu sehen sind, hängt von drei Faktoren ab:
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Der Höhe des Radianten des Meteorstroms über dem Horizont (H). Die ZHR heisst ja deshalb so, weil sie die Anzahl der Meteore unter der Annahme, dass sich der Radiant im Zenit befindet, angibt. Das ist aber so gut wie niemals der Fall und beeinflusst die Beobachtung erheblich. Steht der Radiant unter dem Horizont, sind praktisch keine Meteore dieses Stroms zu erwarten.
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Der visuellen Grenzhelligkeit, also der scheinbaren visuellen Helligkeit der schwächsten mit freiem Auge sichtbaren Sterne (mgr). Die ZHR geht hier von einem Wert von 6,5 aus. Dieser wird nur in mondlosen Nächten ohne jegliches Streulicht erreicht, also im Hochgebirge oder in Wüsten abseits menschlicher Siedlungen mit nächtlicher Beleuchtung.
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Dem Populationsindex (r) des Meteorstroms. Dieser Wert beschreibt die Helligkeitsverteilung der Meteore eines Stroms. Der Wert besagt genau, wieviel Meteore mehr zu sehen sind, wenn die Grenzhelligkeit um eine Größenklasse besser wird.
Die ZHR ist variabel und es wird der Wert zum Maximum angegeben. Manche Meteorströme haben ein kurzes, spitzes Maximum und die ZHR liegt nur wenige Stunden vor und nach dem Maximum schon erheblich niedriger. Das ist natürlich auch zu berücksichtigen. Andere Ströme haben ein breites Maximum und die angegebene ZHR gilt praktisch für eine ganze Nacht.
Der Populationsindex eines Meteorstroms ist konstant und wurde über viele Jahre hinweg aus Beobachtungen ermittelt. Die Höhe des Radianten über dem Horizont hängt vom Beobachtungsort, dem Datum und der Uhrzeit ab und lässt sich ganz exakt berechnen. Die Lage des Radianten am Himmel wurde ebenfalls durch Beobachtungen über viele Jahre hinweg ermittelt.
Die visuelle Grenzhelligkeit hängt von vielen Faktoren ab wie Mondphase, Luftfeuchtigkeit, Wetterlage und natürlich Streulicht (Lichtverschmutzung). Welche Werte sind typisch?
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Ein Wert von 3 ist typisch für eine große Stadt, aber auch dunstigen Himmel bei hellem Mondlicht.
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Ein Wert von 4 ist typisch für das nähere Umland einer großen Stadt ohne Mondlicht oder auch für weiter entlegene Plätze bei hellem Mondlicht.
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Ein Wert von 5 ist typisch für das weitere Umland einer großen Stadt bei mondlosem Himmel oder für sehr gute Plätze auch bei Mondlicht.
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Ein Wert von 6 ist typisch für sehr dunkle Lagen ohne nennenswertes Streulicht, aber auch Lagen im entfernteren Umland großer Städte, wenn der Blick von der Richtung zur Stadt abgewandt ist.
Ohne jetzt Formeln zu strapazieren, ergibt sich für den Meteorstrom der Perseiden
die folgende Anzahl an zu erwartenden Erscheinungen pro Stunde, abhängig von Uhrzeit und Sichtbedingungen:
Wichtig ist für 2025, dass aufgrund der Mondphase kurz nach Vollmond auch in Gegenden mit ansonstem gutem Himmel maximal die Werte für N(4) erreicht werden, das sind etwas mehr als zehn Meteore pro Stunde kurz vor der Morgendämmerung.
Meteorbeobachtung
Zur Beobachtung von Meteorschauern braucht man keine optischen Hilfsmittel; am besten geht es mit dem freien Auge. Am bequemsten ist die Beobachtung im Liegen. Wer wissenschaftlich interessante Daten liefern möchte, stellt eine Statistik auf: Anzahl und Helligkeit der Meteore in einer bestimmten Himmelsregion (da man nicht den ganzen Himmel auf einmal überblicken kann) pro Zeiteinheit.
Aber auch "einfach nur Schauen" kann sehr schön sein. Das mit dem Wünschen ist eine andere Sache; wissenschaftlich betrachtet funktioniert da gar nichts. Aber da man den Wunsch ja nicht verraten darf, kann auch niemand überprüfen, ob's geklappt hat oder nicht ... und so lange man es nicht zu ernst nimmt, ist es ein netter Spaß, und Spaß hat bekanntlich noch niemandem geschadet.