Vesta und Juno - TitelIm Mai 2025 geben sich zwei der vier Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten Asteroiden des Hauptgürtels ein Stelldichein in der Nähe des Sternbilds Waage: (3) Juno und (4) Vesta. Beide können zwar nicht mit freiem Auge, aber immerhin mit einem guten Fernglas gesehen werden.

Als sie in den Jahren 1804 bzw. 1807 entdeckt wurden, galten sie als Planeten. Auf der Suche nach einem vermeintlich fehlenden Planeten zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter wurden im Rahmen der "Himmelspolizey" immer mehr Objekte in diesem Bereich entdeckt. Als ihre Zahl zu groß wurde, klassifizierte man sie zunächst als "Kleinplaneten". Der Begriff ist heute nicht mehr in Verwendung, statt dessen sprechen wir von Asteroiden.

 

(3) Juno

Der Asteroid Juno wurde am 1. September 1804 vom deutschen Astronomen Karl Ludwig Harding entdeckt. Juno umkreist die Sonne auf einer elliptischen Bahn einmal in 4,3 Jahren. Dabei schwankt die Entfernung von der Sonne zwischen 1,99 und 3,35 Astronomischen Einheiten (298 bis 501 Mio. km). Die Bahn von Juno um die Sonne ist um 13° gegen die Ebene der Erdbahn geneigt, das ist mehr als bei jedem der regulären Planeten.

Juno hat einen Durchmesser von nur knapp 250 km und ist auch nicht völlig rund. Dieses Kriterium macht sie zum Asteroiden und vereitelt die Klassifikation als Zwergplanet (diese erreichte nur die wesentlich größere Ceres, die 1801 als allererstes Objekt im Asteroidengürtel entdeckt worden war). 

(4) Vesta

Der Asteroid Vesta wurde 29. März 1807 von dem deutschen Arzt und Astronomen Heinrich Wilhelm Olbers entdeckt. Vesta umkreist die Sonne auf einer elliptischen Bahn einmal in 3,6 Jahren. Ihre Entfernung von der Sonne schwankt zwischen 2,15 und 2,57 Astronomischen Einheiten (322 bis 384 Mio. km), damit ist ihre Bahn kreisförmiger als jene der Juno. Die Neigung der Bahn zur Ekliptik beträgt rund 7°, das entspricht in etwa auch der Neigung der Bahn des Planeten Merkur um die Sonne.

Vesta hat einen Durchmesser von knapp 600 km, ist also deutlich größer als Juno. Allerdings ist auch Vesta nicht rund, so dass auch sie als Asteroid klassifiziert wird. Aufgrund ihrer Größe und Oberflächenbeschaffenheit ist Vesta das hellste Objekt im Asteroidengürtel. Zu besonders günstigen Gelegenheiten kann sie mit freiem Auge gesehen werden, besser allerdings mit einem guten Fernglas.

Vesta wurde zwischen Juli 2011 und September 2012 von der NASA-Raumsonde DAWN umkreist und dabei genau erforscht. 

Die gemeinsame Sichtbarkeit von Juno und Vesta 2025

Im Mai 2025 stehen Juno und Vesta knapp hintereinander in der gleichen Himmelsregion in Opposition zur Sonne: Vesta am 2. und Juno am 14. Mai, beide im Bereich des Sternbilds Waage und dessen Nachbarbereichen.

Karte der Bahnen von Juno und Vesta um deren Opposition
Karte mit den scheinbaren Bahnen von Juno und Vesta um deren Opposition. Erstellt mit Stellarium, www.stellarium.org

Juno erreicht eine scheinbare Helligkeit der 10. Größenklasse, um sie zu identifizieren ist schon ein gutes Fernglas oder ein kleines Fernrohr erforderlich. 

Ephemeride Juno
Juno-Ephemeride. Erstellt mit Minor Planet Ephemeris Service (http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html)

Vesta erreicht eine scheinbare Helligkeit von 6. Größenklasse, ist also mit einem Fernglas gut zu sehen.

Vesta Ephermeride
Vesta-Ephemeride. Erstellt mit Minor Planet Ephemeris Service (http://www.minorplanetcenter.net/iau/MPEph/MPEph.html)

Herausforderung gesucht? Nehmen Sie sich eine Sternkarte zur Hand und durchstöbern Sie diese Himmelsregion Stern für Stern. Sie können sich wie Harding und Olbers fühlen und die Arbeit der "Himmelspolizey" vor mehr als 200 Jahren nachempfinden! (AP)

© Österreichischer Astronomischer Verein