Am Osthimmel gewinnen die Sommersternbilder Leier, Schwan und Adler an Höhe. Ihre jeweils hellsten Sterne Wega (0 mag), Deneb (1,3 mag) und Atair (0,8 mag) bilden das sogenannte Sommerdreieck. Das Sternbild Leier (lat. Lyra) ist flächenmäßig klein, aber reich an interessanten Beobachtungsobjekten, wie z. B. dem bekannten Ringnebel M57, dem Kugelsternhaufen M56 und dem „Double-Double“ – einem Vierfach-Sternsystem.
Die Lage nahe der Sommermilchstraße macht die Leier zu einem attraktiven Ziel für visuelle Beobachtungen. Ein Parallelogramm, bestehend aus den Sternen β, γ, δ, ζ Lyrae bildet die Figur der Leier. Die Sonne Wega (α Lyrae) hat die Spektralklasse A0 und strahlt bläulich-weiß. Sie ist ca. 25 Lichtjahre von uns entfernt.
Das Sternbild enthält einige Deep-Sky Leckerbissen, die auch schon Beobachtern mit einem Fernglas oder Teleskopen (Refraktoren und Reflektoren) mit kleineren Öffnungen leicht zugänglich sind.
Quelle: Stellarium
ε Lyrae – das „Double-Double“
ε Lyrae ist ein visuell beeindruckendes Vierfachsystem in 160 Lichtjahren Entfernung mit zwei engen Doppelsternen ε1 (5 mag und 6,1 mag, Distanz 2,3“) und ε2 (5,2 mag und 5,5 mag, Distanz 2,4“). Die beiden Pärchen sind wiederum 209“ voneinander separiert. Aufgrund ihrer geringen Differenz in der scheinbaren Helligkeit sind sie ein beliebtes Ziel für optische Tests kleiner Teleskope.
Zeichnung des Double-Double, erstellt von Christian Maurer,
5. 4. 2021, 1:20 Uhr, Teleskop 127/1500 Maksutov, Vergrößerung 214x
Doppelstern ζ Lyrae
Das 155 Lichtjahre entfernte Doppelsternsystem mit den beiden 4,3 mag und 5,7 mag hellen Komponenten in einem Abstand von 44“ kann schon mit kleinen Teleskopen einfach getrennt werden. Beide Sterne gehören zur Spektralklasse A4 und zeigen sich dem Beobachter in weißer Farbe.
Planetarischer Nebel M57 (Ringnebel)
Der Ringnebel Messier 57 ist einfach zu finden, er steht auf ca. halbem Weg zwischen den beiden Sternen β Lyrae (Sheliak) und γ Lyrae (Sulaphat). Der Ringnebel ist ca. 2000 Lichtjahre entfernt und hat eine scheinbare Helligkeit von 8,5 mag. Seine scheinbare Größe beträgt 1,5 Bogenminuten, die wahre Ausdehnung rund 1,3 Lichtjahre. Der Planetarische Nebel ist der Überrest eines Sterns, der vor rund 20000 Jahren seine äußere Gashülle abgestoßen hat. In seinem Zentrum befindet sich ein heißer Weißer Zwerg (15,8 mag) mit einer effektiven Temperatur von ungefähr 120.000 K. Dieser ist allerdings erst mit Teleskopen ab 16“ Öffnung sichtbar.
Im Fernglas erscheint der Nebel beinahe punktförmig, in Teleskopen mit kleineren Öffnungen scheibchenförmig und in bei größeren Öffnungen zeigt sich ein schöner ovaler Ring, der im Zentrum leicht aufgehellt ist. Bei visueller Beobachtung empfiehlt sich eine hohe Vergrößerung, eventuell kann ein OIII-Filter hilfreich sein.
Messier 57, Aufnahme von Christian Maurer, 10. 6. 2022, Wien
Teleskop 8" f/5 Newton, Kamera ZWO ASI 2600MC, Belichtungszeit: 117,5 Minuten
Kugelsternhaufen M56
Der 33000 Lichtjahre entfernte Kugelsternhaufen hat eine geringere Flächenhelligkeit als M57 und ist somit erst mit mittleren bis größeren optischen Instrumenten interessant.
Charles Messier notierte bei seiner Entdeckung am 23.1. 1779: „Nebel ohne Sterne, mit wenig Licht“.
Mit einem Fernglas ist der Kugelsternhaufen eher schwierig zu erspähen. Selbst in einem 8“ Newton Teleskop ist das Zentrum des Sternhaufens kaum auflösbar. Der Kugelsternhaufen hat eine Ausdehnung von 86 Lichtjahren
Beste Beobachtungszeit für das Sternbild Leier: Juni bis September, mit Kulmination im Juli.
Lage: Zwischen den Sternbildern Schwan, Herkules und Füchschen – leicht auffindbar durch das Sommerdreieck (Wega, Deneb, Altair). Siehe auch: www.stellarium.org