Wenn es zur Monatsmitte gegen 21 Uhr MESZ dunkel genug ist, sieht man im Westen die letzten Sterne des Löwen. Etwa 20–50° darüber steht der Große Wagen. Kennen zwischen diesen zwei Sternbildern die drei Krallenpaare des Großen Bären? Die drei fast parallelen Doppelsterne (Helligkeit 3.1–3.5 mag) stehen jetzt waagrecht im Nordwesten, etwa 20° hoch. Wenn man darüber den Bogen der drei Deichselsterne nach links verlängert, kommt man zum Bärenhüter mit dem hellgelben Arktur, der noch 1 Monat sichtbar ist. An ihm hat man schon früh die Eigenbewegung festgestellt, ca. 0,1° pro Jahrhundert. Der mit 37 Lichtjahren nächstgelegene Rote Riese ist neben Wega (hoch im Südosten) der hellste Stern am Nordhimmel. Folgen wir dem Deichselschwung weiter, funkelt tief im Südwesten noch Spica (α in der Jungfrau), die mit 20.000° zu den heißesten Riesensternen zählt.
Im Südosten wird 1 Stunde später der Saturn (noch im Wassermann) sichtbar, während Jupiter mit dem Stier erst nach Mitternacht auftaucht.
Für einen Überblick der Sternbilder klicken Sie hier den Sommerhimmel an, oder unsere Homepage-Sternkarten (z.B. für Sternzeit 18 Uhr). Nahe dem Zenit faucht der Drache den Keule-schwingenden Herkules an. Im Südsüdwesten ist noch Antares, der rote Hauptstern im Skorpion, in 10-15° Höhe zu sehen. Zwischen ihm und Herkules breitet sich der große Schlangenträger (Ophiuchus, Äskulap) aus. In seiner Mitte kann man schon im Feldstecher die drei Kugelsternhaufen M10, 12 und 14 erkennen.
Im Osten ist das Sommerdreieck emporgestiegen: die funkelnde Wega (Leier), Deneb im Schwan (liegendes Kreuz) und Atair (α im Adler). Wir werden es bis zum Herbstende sehen können. Im Schwan teilen einige Dunkelwolken die Milchstraße, die sich über den Adler und die helle Schildwolke zum Schützen hinabzieht.
Rechts vom Polarstern steht der bescheidene König Kepheus, seine stolze Gattin Kassiopeia als "Himmels-W" darunter. Der kleine Wagen reckt sich vom Polarstern links hinauf. In Stadtnähe sieht man aber nur 3-7 Sterne, als einfachen Indikator der Lichtverschmutzung: der dritthellste Stern Gamma hat 3.0 mag, der Sternenbogen zwischen α und ß etwa 4.3 mag.
Gegen 23 Uhr hat die Leier den Zenit überschritten und der Schütze den Meridian. Außerhalb der Städte ist nun das Band der Milchstraße am besten zu sehen – fast senkrecht, 65° schräg zum Himmelsäquator. Es verläuft von Kassiopeia und Schwan über den Adler zum Schützen. Hinter dessen vielen Sternhaufen und Nebeln (siehe unten) verbirgt sich, 25.000 Lichtjahre entfernt, das Zentrum unserer Galaxis.
Diese Gegend ist für mich das schönste am Sommerhimmel: auf einer Liege, mit einem Feldstecher in der Hand, den tausenden Sternen im Schwan folgen und sich die Tiefen des Universums vorstellen ...
Zwischen 24 und 1 Uhr steht der Steinbock tief im Süden und links davon der Wassermann, wo der Ringplanet Saturn am 8. September seine Opposition erreicht. Während dessen sind im Osten Andromeda und Widder emporgestiegen. Hoch im Südosten finden wir nun den Pegasus. Der Körper des kopfüber fliegenden Himmelspferdes ist ein auf der Spitze stehendes Quadrat. Seine oberen Sterne setzen sich in der Fünfsternreihe fort, über deren Mitte die Andromeda-Galaxie steht. Sie ist mit fast 3 Millionen Lichtjahren das entfernteste Objekt fürs freie Auge. Im Nordosten taucht der Perseus auf, aus dem seit Ende Juli die Sternschnuppen der Perseiden kommen. Ihr Maximum erreichen sie am 12.8., doch erst gegen Mitternacht sieht man mehr als 50 Meteore pro Stunde. Unsere zwei Perseidennächte finden im Sterngarten am 11. und 12. August von 21 bis 1 Uhr statt.
Besonders Begeisterte können auf eigene Faust auch einige Tage vorher oder am 13.8. kommen. Während nämlich die Rate der Sternschnuppen langsam ansteigt, ist der Abfall nach dem Maximum schneller. Wer bis 1 Uhr durchhält (die meisten Meteore kommen erst danach, kann im Osten den hellgelben Riesenplaneten Jupiter begrüßen und 10° rechts das Siebengestirn, die Plejaden. Meist sieht man aber nur 6 Sterne – oder 8-9 mit sehr guten Augen.
Große Planeten und Mond (Auf- und Untergänge aus AAÖ 2024, S. 37-42)
- Merkurist freiäugig nicht zu sehen, allenfalls mit einem Feldstecher bei der Begegnung mit Venus am 6.8. (5° südlicher von ihr). Ab 4.August zieht der schnellste Planet (39–60 km pro Sekunde) rückläufig der Sonne entgegen. Nach der Konjunktion am 19.8. entfernt er sich dann rasch von ihr, wird aber erst Ende August am Morgenhimmel sichtbar.
- Venus hingegen wird allmählich zum Abendstern und ins der Dämmerung als helles Pünktchen zu finden. Mitte August geht sie bei 20° Sonnenabstand 50 Minuten nach ihr unter, entfernt sich aber 2x schneller vom Himmelsäquator als die Sonne (täglich 0,5° versus 0,3°), Das klingt wenig, bewirkt aber, dass der Zeitabstand im Oktober bei schon 35° Abstand immer erst 75 Minuten beträgt. Das hängt mit dem flachen Winkel der abendlichen Ekliptik zum Horizont zusammen. Alex Pikhard hat uns das in der Vortragsreihe AstroBasics im Februar 2022 erklärt, als die Venus sich auch so lang in der Dämmerung verbarg.
- Mars steht ebenso wie Jupiter im morgendlichen Stier, überholt ihn aber am 14.8. nur 0,3° nördlich, wird langsam heller und geht Ende August bereits um Mitternacht auf. Im Jänner wird er der Sonne gegenüberstehen (Opposition) und ein Scheibchen von 15” zeigen (knapp 1% des Mondes), während es jetzt erst 5,8 bis 6,5” sind. Dunkle Ebenen wie Syrtis Mayor sind aber ab 20 cm Fernrohr-Öffnung schon jetzt zu erkennen.
- Wer im Herbst Details am Mars beobachten will, besorge sich den Kosmos MarsGuide, den ich für die noch näheren Oppositionen 2020 und 2022 empfohlen habe.
- Jupiters hellgelber Glanz beherrscht die zweite Nachthälfte. Er ist zwar noch 5,4 AE von uns entfernt (statt nur 4,1 im Dezember), misst aber jetzt schon 37” (35” von Pol zu Pol). Der Mond begegnet ihm am 27., wenige Stunden später dem Mars. Gegen 3 Uhr gibt das ein seltenes Fotomotiv!
- Morgenmenschen können schon jetzt das tägliche Spiel der Jupitermonde genießen (AAÖ Seite 52-54).
- Saturn ist, wie oben zu lesen, der erste Planet, der nach monatelanger Entbehrung am Abendhimmel auftaucht. Er steuert rückläufig auf seine Opposition am 8.9. zu und ist fast die ganze Nacht zu sehen. Sein Ring ist inzwischen sehr schmal geworden (er ist um 27° gegen Saturns Bahnebene geneigt) und wird Anfang 2025 für einige Tage ganz ”verschwinden”.
- Am 21.8. gibt’s eine seltene Bedeckung durch den Mond: In Wien von 05:35,8 bis 06:35,0 (Graz und Linz 1min früher, Innsbruck 05:32,9–06:33,3). Das wird wohl auch manche Morgenmuffel aus den Federn holen! Es ist die einzige auffällige 'Stern'bedeckung dieses Jahres. Wenn der Saturn am rechten Mondrand wieder auftaucht, ist es bereis dämmrig.
- Uranus (Aufgänge gegen 22h) wandert 20° rechts von Jupiter langsam durch den Stier, 5° südlich der Plejaden. Zu Monatsende bleibt er fast stehen (stationär), bevor er seine Jahresschleife zur Opposition im November beginnt. Das grünliche Scheibchen von 3,5” ist ab 50-facher Vergrößerung von Sternen unterscheiden..
- Neptun in den Fischen kommt am 21.9. von Opposition und geht zur Monatsmitte gegen 21h auf. Sein grünlich-blaues Scheibchen misst nur 2,5”, obwohl er (wie Uranus) 4x größer als die Erde und 18x schwerer ist.
- An hellen Kleinplaneten gibt es mit 8 mag nur (7) Iris im Wassermann zu beobachten. (4) Vesta steht am 20.8. genau jenseits der Sonne (”Konjunktion”).
Mondphasen:
Neumond (Nr.1257) So 4.8., Erstes Viertel Mo 12.8., Vollmond Mo 19.8., Letztes Viertel Mo 26.8.
Sternbedeckungen durch den Mond
Auffällige Konjunktionen:
- 05.8., 24 Uhr: Mond 2° nördlich der Venus
- 14.8., 19h: Mars bei Jupiter, Mars nur 0,3° nördlich Jupiter
- 21.8., 05h: Mond 0,5° nördlich von Saturn
- Mond bei Merkur 6.8., bei Neptun 21.8., bei Uranus 26.8.
- 27.8., 15h Mond 6° nördlich von Jupiter –> Mond, Mars, Jupiter zu Mitternacht nahe beisammen!
- 28.8., 02h: Mond 5° nördlich von Mars.
Michael Jägers monatliche Kometenschau muss urlaubsbedingt entfallen. Vielleicht kann ich sie in 2-3 Wochen nachholen.
- Komet 13P Olbers (abends, entdeckt 1815) wandert mit Helligkeit 8 mag vom Großen Bären zum Haar der Berenike.
- C/2022 E2 (Atlas) mit 11 mag vom Fuhrmann zum Luchs,
- 154 P Brewingtonmit 12 mag vom Fuhrmann in die Zwillinge.
Meteorströme:
- Die Perseiden sind am besten vom 11.-13.8. zu beobachten (Sterngarten-Abende siehe oben), der Mond stört heuer gar nicht. Nach Mitternacht sieht man in diesen 3 Nächten je nach Himmelsqualität 30-100 Meteore pro Stunde. Sie ziehen sehr rasche, lange Spuren mit 59 km/Sekunde, einzelne gab's schon ab 20. Juli – und voraussichtlich bis etwa 22. August.
- Die Juli-Aquariden aus dem Wassermann sind im August noch mit einer ZHR-Rate von cca. 10 pro Stunde aktiv.
- Ein schwächerer Strom sind (im ganzen Monat) die Cygniden, Maximum 17./18.8. mit stündlich 3-10 sehr langsamen Sternschnuppen.
- Weitere Daten siehe die Liste in der Wikipedia.